Cannstatter Stolperstein-Initiative

Israel Bresgi: Tigerfeld, Theresienstadt, Treblinka

Als es bei der Entnazifizierung eines Cannstatter Geschäftsmannes darum ging, die Umstände der Arisierung des Hauses Seelbergstraße 16 aufzuklären, wurde beiläufig erwähnt, ein gewisser Presgi sei als Zeuge zugegen gewesen.Seelbergstraße 25, Stolperstein verlegt am 23. November 2011.Es handelte sich wahrscheinlich um Israel Bresgi, der laut Adressbuch seit 1909 in der Nachbarschaft im Haus Seelbergstraße 25 EG gelebt hat. Am 1. Januar 1875 in Kurkli (Litauen) geboren, gehörte er zu den so genannten Ostjuden, die in westeuropäischen Ländern vor Verfolgung sicher zu sein hofften. Bresgi war zweiter Vorsänger der Cannstatter jüdischen Gemeinde und ab 1916 Synagogenverwalter. Dass er als 64-Jähriger einen neuen Beruf ergriffen hat, ist kaum wahrscheinlich. Vielmehr war der Eintrag “Kaufmann” im Adressbuch genauso durch die einsetzende Verfolgung bedingt wie der Wohnungswechsel in die Alexanderstraße 161. Von dort wurde Israel Bresgi 1941 nach Tigerfeld in eines jener „Altersheime“ evakuiert, die mehrere Funktionen hatten: Stuttgart war die Juden los, hatte städtischen Wohnraum gewonnen und hatte die Geächteten zusammengefasst unter Kontrolle. So ließ sich der Theresienstadt-Transport vom 22. August 1942 leichter organisieren. Rund 1000 Juden aus ganz Württemberg wurden im Sammellager KIllesberg unter menschenunwürdigen Verhältnissen zusammengezogen, ehe sie abtransportiert wurden. Israel Bresgis Aufenthalt in Theresienstadt währte nur fünf Wochen. Bereits am 26. September wurde er nach Treblinka weiterdeportiert, einem Zielort, der mit sicherem Tod gleichbedeutend war.

© Text: Rainer Redies, Cannstatter Stolperstein-Initiative
© Bild: Anke Redies, Cannstatter Stolperstein-Initiative

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