Cannstatter Stolperstein-Initiative

Hedwig Weegmann: "Verlegt" nach Grafeneck

Wer waren die Menschen, die der NS-„Euthanasie“ zum Opfer gefallen sind? Man möchte wenigstens ein Stückchen ihrer Biografie kennen, aber von Hedwig Weegmann wissen wir aber nur, dass sie Tochter eines Gerichtsnotars und schwer krank war. Mehrmals wurde sie psychiatrischen Kliniken anvertraut, zuletzt war sie bis September 1940 in Winnental. Von dort, wo man sie behütet glaubte, ging ein Fragebogen nach Berlin, wo einer, der sie nie gesehen hat, über ihr Schicksal entschied. Ihre Krankenakte erhielt den Vermerk „verlegt“, dann wurde sie in einem der berüchtigten Gekrat-Busse abgeholt, nach Grafeneck verbracht und gleich nach ihrer Ankunft im Gas erstickt. Die Gemeinnützige Krankentransportgesellschaft gmbH, kurz Gekrat, unterstand der für die Krankenmorde zuständigen Berliner Zentraldienststelle in der Tiergartenstraße 4, die sich mit dem Kürzel T4 tarnte.T4.

10 654 Gasmorde im Jahr 1940, so lautet die Bilanz von Grafeneck. Ausrotten und dem Vergessen anheim geben, hieß das Ziel der NS-Täter. „Die Würde des Menschen ist unantastbar“, steht im Grundgesetz. Hedwig Weegmann ist dieser Würde beraubt und qualvoll ermordet worden. Daran soll ihr Stolperstein erinnern, ebenso an die Neigung des Menschen zur Hybris.

Mergentheimer Straße 7, Stolperstein verlegt am 30. April 2010.

© Text: Rainer Redies, Cannstatter Stolperstein-Initiative
© Bild: Anke Redies, Cannstatter Stolperstein-Initiative

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