Wer waren die Menschen, die der NS-„Euthanasie“ zum Opfer fielen? Man möchte wenigstens ein Stückchen ihrer Biografie kennen, aber von Karl Dierer wissen wir nur, dass er schwer krank war, deshalb Ärzten und psychiatrischen Kliniken anvertraut. Von dort ging ein Fragebogen nach Berlin, wo einer, der ihn nie gesehen hat, über sein Schicksal entschied. Seine Krankenakte erhielt den Vermerk „verlegt“, dann wurde er in einem der berüchtigten grauen Busse nach Grafeneck verbracht und gleich nach seiner Ankunft im Gas erstickt. 10 654 Gasmorde im Jahr 1940, so lautet die Bilanz von Grafeneck. Ausrotten und dem Vergessen anheim geben, hieß das Ziel der NS-Täter. „Die Würde des Menschen ist unantastbar“, steht im Grundgesetz. Karl Dierer ist dieser Würde beraubt und qualvoll ermordet worden. Daran soll sein Stolperstein erinnern, aber auch an die Neigung des Menschen zur Hybris.
© Text: Rainer ‘Redies, Cannstatter Stolperstein-Initiative
© Bild: Anke Redies, Cannstatter Stolperstein-Initiative
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